Es ist so einfach!
Marlies S.
Muckibuden!!!!! Ich habe mich immer schon gefragt, warum sich mit Vernunft ausgestattete Menschen freiwillig in Maschinen zwängen, die anmuten wie die neueste Generation der Foltergeräte aus der Zeit der Spanischen Inquisition, um schwitzend und keuchend Gewichte zu stemmen, zu stoßen, zu heben. Es macht doch viel mehr Spaß, die Tennispartnerin auf dem Platz zu besiegen als den inneren Schweinehund auf dem unsäglich langweiligen Laufband.
Aber dann kam der Zeitpunkt, wo ich dem kleinen, gelben Ball nicht mehr hinterherhüpfen konnte, ja selbst der Bäcker auf der Straßenseite gegenüber war für mich zu Fuß nicht mehr erreichbar. „Arthrose“ hieß die Diagnose und die Orthopädin stellte mich vor die Wahl: entweder OP oder Muskelaufbau. Also Pest oder Cholera!
Schweren Herzens machte ich mich dann auf die Suche nach einer Muckibude und buchte eine erste Probestunde bei Mrs. Sporty. Und dort standen sie nun, die verhassten Foltergeräte, die ich zweimal jeweils 40 Sekunden lang nur durch meine Muskelkraft in Bewegung versetzen sollte. Zwischen diesen Ungeheuern aus Stahl waren Holzbretter angeordnet, auf denen ich zusätzlich irgendwelche akrobatischen Bewegungen vollziehen sollte. Aber es kam noch schlimmer. Bevor ich mich überhaupt sportlich austoben konnte, wurde mir ein Zentimetermaß um Hüfte und Bauch geschlungen, um anschließend akribisch genau deren Maße zu protokollieren. Mein bestgehütetes Geheimnis, das ich bislang geschickt mit luftigen Oberteilen zu kaschieren gewusst hatte, avancierte plötzlich zum Allgemeinwissen. Wäre da nicht mein Hüftleiden gewesen, ich hätte den Saal fluchtartig verlassen.
Heute, ein Jahr später, kann ich über meine Anfangsskepsis nur kichern. Bei peppiger Musik sind die Übungen an den Geräten kurz und schmerzlos - was sind schon 30 Sekunden aus erdgeschichtlicher Sicht? Kaum hat die Übung begonnen, da ertönt schon die freundliche Tonband-Roswitha mit der erlösenden Aufforderung „Bitte wechseln Sie das Gerät...“ Die Zappelei auf den Holzbrettern ..ähm… ich meine natürlich die „aktiven Ruhephasen auf Jogging Pad und Stepper“ nutze ich gern und oft, um den einen oder anderen „Pas de Deux“ aus dem „Sterbenden Schwan“ einzufügen, was mich dann so richtig in gute Laune versetzt. Und das Zentimetermaß und die Körperwaage haben auch längst ihre angsteinflößende Wirkung verloren. Denn trotz ungebremsten Genusses von Hamburgern, Käsesahnetorten und Pommes mit Mayo habe ich ordentlich Kilos verloren und dort Muskeln aufgebaut, wo früher Flabberfleisch schwabbelte. Wofür ich den Ladies Nathalie, Nora, Andrea und Petra von Mrs. Sporty aber besonders dankbar bin: sie haben mit ihrem Zentimetermaß, ihren ehrgeizfördernden Motivations-spielen und ihren zahllosen Hilfestellungen die Sensation schlechthin ermöglicht. Ich kann wieder dem kleinen, gelben Ball hinterherjagen und frische Brötchen stehen auch wieder auf dem Frühstückstisch.
Es klingt so einfach. Und es ist so einfach!